Pilotprojekt des kultusministeriums an der hos

Philosophische Berufungs!Orientierung in der 8. Ganztagesklasse in Lichtenfels

Vor den Osterferien wurden in der Klasse 8 bG der Herzog-Otto-Mittelschule vier Workshops zur „Berufungs!Orientierung“ durchgeführt. Die Workshops im Auftrag des Bayerischen Kultusministeriums sind eine Maßnahme des Bayerischen Wirtschaftsministeriums und der Agentur für Arbeit und wurden inhaltlich konzipiert von der Akademie für philosophische Gesprächsführung und Wertedialog in München. Gefördert wird dieses Projekt von der Vereinigung der bayerischen Wirtschaft e.V., der Regionaldirektion Bayern der Bundesagentur für Arbeit sowie dem Staatsministerium für Wirtschaft, Energie und Landesentwicklung.

 

Das Schulleitungsteam Bernd Schick und Alexandra Riedl, die Klassenleiterin Nane Will und die Schule-Wirtschaftsexpertin Cornelia Schaller waren von Anfang an offen und neugierig, wie dieser Modellversuch bei den Schülerinnen und Schülern ankommt.

 

Die Klassen erwartete nicht wie bisher eine klassische Berufsorientierung mit der Vorstellung von Berufen oder der Durchführung von Eignungstests. Stattdessen ging es den Referentinnen in der „Berufungs!Orientierung“ darum, mit den Jugendlichen Zeit und Raum für den gemeinsamen bewertungsfreien Austausch zu schaffen, um herauszufinden, welche Fragen, Gedanken und Motivationen eigentlich bei jedem ganz persönlich hinter der Berufswahl stehen. Es stand im Vordergrund, sich im Austausch mit anderen zu überlegen, wie das zukünftige Leben der und des Einzelnen ausschauen könnte, so dass man es gerne lebt.

 

Schulleiter Schick ist sich sicher, dass es ganz besonders darauf ankommt, die Jugendlichen dafür zu sensibilisieren, dass eine gute Berufswahl vor allem etwas damit zu tun hat, was man gerne tut und wofür man hoch motiviert ist und in das man sich ganz und gar einbringen kann.

 

In diesem Modellprojekt geht es nämlich darum, seine Vorstellungen und Träume vom Leben zu erkennen, sich von anderen inspirieren zu lassen und für seinen persönlichen Weg einzustehen, der durchaus auch Umwege und Neuorientierungen aufweisen kann. Das funktioniert mit dem Philosophieren über bedeutsame Fragen, wie z. B. Wie will ich mein Leben gestalten? Welche Rolle nimmt dabei der Beruf ein? Welche anderen Bereiche sollen mein Leben prägen? Wie sind meine Vorstellungen umsetzbar?

 

In der „Berufungs!Orientierung“ wurden die Jugendlichen letztendlich dabei unterstützt, sich mit ihren persönlichen Zielen, Wertvorstellungen und den damit verbundenen Herausforderungen auseinanderzusetzen. Sie lernten im philosophischen Gespräch, vertieft über entscheidende Fragen des Lebens nachzudenken und Denkmuster oder Vorstellungen zu hinterfragen. So ergänzt der philosophische Ansatz die klassischen Maßnahmen der Berufsorientierung um die Werte- und Sinndimension.

 

In den ersten drei Workshops setzten sich die Schülerinnen und Schüler zunächst mit folgenden Fragen auseinander:

  1. Wie finde ich einen Beruf, der zu mir passt?
  2. Wer bin ich und wer möchte ich sein?
  3. Wie treffe ich eine Entscheidung?

Der Workshop 4 „Menschen und Berufe“ befasste sich mit der Berufspraxis von Menschen, die schon zum Teil schon jahrelange Erfahrungen haben. Die Jugendlichen stellten den anwesenden Mentorinnen und Mentoren aus der Arbeitswelt gezielt philosophische Fragen, um mit ihnen ins Gespräch über Vorstellungen und Wirklichkeit des Arbeitsalltags in unterschiedlichen Berufsfeldern zu kommen.

 

Vor allem der letzte Workshop, in dem vertieft Fragen an die Mentoren gestellt werden konnten, begeisterte die Schülerinnen und Schüler. „Ich finde es toll, dass wir so etwas machen. Das ist nicht selbstverständlich, das gibt es an anderen Schulen nicht.“, so eine Schülerin. Auch die Pädagogen hoffen, dass dieses Modellprojekt vom Kultusministerium in den kommenden Jahren weitergeführt und eventuell auch ausgebaut wird. Die „Berufungs!Orientierung“ könnte somit zukünftig ein weiterer wichtiger Beitrag für die Berufsorientierung an bayerischen Mittelschulen werden.

 

Informationen

Mentoren und Partnerbetriebe im Rahmen des Modellprojekts an der HOS:

 

  • Herr Gerd Pfaff, Firma Samvardhana Motherson Autosystems B.V.&Co. KG, Leiter der gewerblich-technischen Ausbildung
  • Frau Claudia Katzenberger, Firma Deichmann, Einzelhandel
  • Herr Jesper Schartl, Karl-Eugen-Fischer GmbH, Azubi Elektroniker, 2. Lehrjahr
  • Frau Lena Joyce, Karl-Eugen-Fischer GmbH, Azubi Produktdesign, 1. Lehrjahr
  • Herr Michael Limmer, Limmer & Söllner GmbH, Geschäftsführer
  • Frau Eva Schnell, BRK Kreisverband Lichtenfels, Praxisanleiterin
  • Frau Julia Partheymüller, BRK Kreisverband, Praxisanleiterin
  • Herr Thomas Polzer, RAAB Baugesellschaft mbH & Co KG.